Die britische Regierung hat einen entscheidenden Schritt für eines der ambitioniertesten Freizeitparkprojekte Europas gemacht: Die Baugenehmigung für die ersten Universal Studios in Großbritannien wurde offiziell erteilt. Grundlage dafür ist eine „Special Development Order“, kurz „SDO“, mit der das Projekt direkt auf staatlicher Ebene genehmigt wurde. Damit umgeht Universal die üblichen kommunalen Planungsverfahren und erhält eine rechtlich verbindliche Grundlage für den Bau des Entertainment-Komplexes in Kempston Hardwick nahe Bedford.
Staatliche Entscheidung mit Signalwirkung
Die Genehmigung wurde vom Secretary of State for Housing, Communities and Local Government erteilt und ist an konkrete Bedingungen und Einschränkungen geknüpft. Laut Regierung sei die Entscheidung nach sorgfältiger Prüfung der vorliegenden Unterlagen, Gutachten und Stellungnahmen getroffen worden. Die Nutzung der „SDO“ unterstreicht die nationale Bedeutung des Projekts, da dieses Instrument nur bei Vorhaben eingesetzt wird, denen ein außergewöhnlicher wirtschaftlicher oder infrastruktureller Nutzen zugesprochen wird.
Universal selbst spricht von einem „transformativen“ Projekt, das langfristig Auswirkungen weit über die Region Bedford hinaus haben soll. Mit der erteilten Baugenehmigung ist nun nicht mehr die Frage, ob der Park kommt, sondern wann und in welcher finalen Ausgestaltung.

Was die Genehmigung konkret erlaubt
Die veröffentlichten Planungsdokumente geben einen klaren Rahmen vor. Genehmigt wurden unter anderem Bauwerke mit Höhen von bis zu 115 Metern, womit einzelne Attraktionen zu den höchsten Europas zählen könnten. Gleichzeitig definiert die Genehmigung eine abgestufte Bauweise, bei der die Mehrheit der Gebäude zwischen 20 und 30 Meter hoch sein soll. Ergänzt wird dies durch einen zentralen Eingangsbereich, umfangreiche Parkflächen für über 7.000 Fahrzeuge sowie zusätzliche Kapazitäten für Bus- und Fahrradverkehr.
An Spitzentagen rechnet Universal mit bis zu 55.000 Besuchern. Diese Zahlen waren ein wesentlicher Bestandteil der Genehmigungsprüfung, insbesondere im Hinblick auf Verkehrsaufkommen, Lärmschutz und Umweltauflagen.
Genehmigung trotz offener Detailfragen
Auffällig ist, dass die Baugenehmigung unabhängig von konkreten Attraktionsankündigungen erteilt wurde. Inhalte und Themenwelten sind bislang nicht offiziell bestätigt. Laut projektinternen Informationen könnten jedoch Marken wie „James Bond“, „Paddington“ oder „The Lord of the Rings“ berücksichtigt werden. Für die Genehmigungsbehörden spielte weniger die inhaltliche Ausgestaltung eine Rolle als vielmehr die baulichen, infrastrukturellen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Gesamtprojekts.
Politische und wirtschaftliche Reaktionen
Die Entscheidung wird parteiübergreifend als Meilenstein bewertet. Der Abgeordnete Mohammad Yasin sprach von einem historischen Moment für Bedford und die umliegende Region. Auch die lokalen Behörden sehen in der Genehmigung die Grundlage für langfristiges Wachstum. Der Bedford Borough Council beziffert den wirtschaftlichen Gesamtnutzen auf rund 58,5 Milliarden Euro (50 Milliarden Pfund).
Universal rechnet mit rund 20.000 Arbeitsplätzen während der Bauphase sowie etwa 8.000 dauerhaften Stellen im operativen Betrieb. Rund 80 Prozent dieser Jobs sollen an Arbeitskräfte aus der Region vergeben werden, ein Aspekt, der bei der Genehmigung ausdrücklich positiv hervorgehoben wurde.
Infrastruktur als Teil der Genehmigung
Ein zentraler Bestandteil der Baugenehmigung betrifft die Verkehrsanbindung. Vorgesehen sind der Ausbau des Bahnhofs Wixams, ein neuer Bahnhof in Stewartby sowie neue Straßenanbindungen an die A421. Bereits laufende Bauarbeiten wurden angepasst, um größere Kapazitäten zu ermöglichen. Auch National Highways bestätigte geplante Maßnahmen zur Entlastung des regionalen Verkehrsnetzes. Ohne diese Zusagen wäre eine Genehmigung in dieser Größenordnung kaum denkbar gewesen.
Kritik trotz rechtlicher Klarheit
Trotz der erteilten Baugenehmigung gibt es weiterhin offene soziale Fragen. Anwohner nahe des Geländes äußerten gegenüber der BBC, dass sie bislang nicht ausreichend über Entschädigungen informiert worden seien, obwohl ihre Häuser laut Planungen abgerissen werden sollen. Politische Vertreter betonen zwar die Chancen des Projekts, sehen aber zugleich die Verpflichtung, die Umsetzung der genehmigten Maßnahmen kritisch zu begleiten.
Quelle: BBC, 16. Dezember 2025





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